keeping the gates


ein multimediales essay über das tor zur hölle
@zhdk, toni-areal

europa, 2024. vor einem kunstmuseum steht ein schweres bronzenes tor. seit jahren gehegt und gepflegt hält es jeder witterung stand. es ist das tor zur hölle. monumental und doch oftmals unbemerkt markiert es den eintritt in den untergrund europäischer kunstinstitutionen bestehend aus austellungsräumen, archiven und depots. doch wie ein tor öffnen, das keine klinke besitzt? wie hindurchschreiten, wenn die türen fest verriegelt sind? und wie kam dieses tor überhaupt hierher? keeping the gates widmet sich dem öffnen von verschlossenem, dem bewachen von eingängen und dem verfolgen von verwischtem. die multimediale performance schaut hinter glatte rigipswände sowie unter staubfreie oberflächen, beschwört hexen, seziert krankheiten und begegnet kälte mit gemeinschaftlichkeit.

ausgehend von einem kunstwerk, das repräsentativer teil des westlichen kunstkanons ist, stellt keeping the gates fragen nach gesellschaftlichen umgangsweisen mit kunst, ihren historischen Bedingungen und gegenwärtigen verstrickungen auf institutioneller wie auch persönlicher ebene. begleitet von der these, dass gatekeeping eine alltägliche praxis der bürgerlichen gesellschaft ist, wird es als fürsorgliche, nachhaltige und ehrliche art und weise den gegebenheiten und den menschen zu begegnen untersucht. ohne die dinge neu zu erfinden, legt die arbeit einen fokus auf tätigkeiten der instandhaltung und des kümmerns und versucht sich am sprechen über das, was häufig hinter verschlossenen türen im vagen bleibt. der white cube als bühnenraum repräsentiert den bürgerlichen kunstraum einer weißen und westlichen aufgeklärtheit, welcher mit lebendigen körpern, sprache, sound und imaginativen bildern gefüllt wird. im rahmen eines theaterabends wird versucht wissen und erfahrung miteinander zu teilen und von einem subjektzentrierten gestalten von welt zu einem gemeinschaftlichen seins- und bewohnungsmodus in der welt einzuladen – auch und vor allem in räumlichkeiten, die institutionell getragen und reglementiert werden.

performance giorgina hämmerli & deborah macauley
konzeptuelle mitarbeit, raum & licht eulalie déguénon
konzeptuelle mitarbeit & dramaturgie lucia salomé gränicher
video, animation & grafik lewis beauchamp
musik & sound celestine rosa Vieli
kostüme lenki behm und toni vyshnyakova
regieassistenz zo hug
theaterpädagogik deborah macauley
mentorat thea reifler und helena eckert
konzept & regie carolin bodensteiner

mit texten von dante alighieri, audre lorde, astrida neimanis, silvia federici, björk, baltensperger + siepert, deborah macauley, lucia salomé gränicher, carolin bodensteiner und anderen.



©linus jacobson